Hallo Leute,

es spricht für euch, dass Ihr mal vorbeischaut, denn es ist gar nicht so leicht, einen Jäger und Sammler anzutreffen. Ein solcher bin ich nämlich oder zumindest wandle ich auf den Spuren unserer Vorfahren. Mal hier – mal dort grabe ich eine Fundstelle aus, versuche etwas über die Lebensverhältnisse der damaligen Menschen
herauszufinden und etwas später gibt es einen Artikel oder eine kleine Ausstellung. Angefangen hat alles mit kleinen Steinen am Ostseestrand...
Versteinerungen oder glitzernde Steine zu finden ist das Hobby eines jeden Kindes. Trotz begrenztem Reisehorizont (Südstrand der Ostsee und RGW-Staaten) vergrößerte sich meine Sammlung Jahr für Jahr. Wenigstens stammten einige Verpackungen für die Pretiosen aus dem Westen. Beliebt war vor allem die erst volle und dann leere Mon-cheri-Packung. Später beschloss ich dann zur Verwunderung der Lehrerschaft, aus dem Hobby einen Beruf zu machen. Dank eines dicken Fells - was schon den Seinzeitmenschen sehr nützlich war – schaffte ich es dann und fand Aufnahme in einer Horde halbwilder Gesellen, die seinerzeit im Schloß Babelsberg hauste. Sieben Monate Ausgrabung mit Lagerfeuer und abendlichen Gesängen und fünf Monate Innendienst mit Scherben kleben, Berichten schreiben und den Dienstofen heizen, das war noch ein akzeptables Verhältnis im Leben eines Idealisten. Nach Fern- und Direktstudium vor und nach 1989 nahm mich die damalige Horde nicht mehr auf, denn die Magdwirtschaft hatte sich auch in Ostdeutschland durchgesetzt. Auf Stein-, Bronze- und Eisenzeit folgte nun die Plastezeit (in der BRD auch Plastikzeit genannt).
Zufällig fand ich bei einer der Grabungen meine Frau Annett und konnte so die eigene Sippe gründen, die sich um Erik (16) und Lennart (14) erweitert hat. Diese Akkumulation menschlicher Schätze haust seit 1999 in Babelsberg, dem netten Stadtteil der Landeshauptstadt Potsdam. Hier flackert noch so manches Lagerfeuer und die Kinder sind auch schon mit der Sammelleidenschaft infiziert. Das betrifft nicht nur Unmengen von Steinen, sondern zunehmend auch Pfandflaschen, die die Teenies von heute auf ihren Streifzügen von einer Lokation zur anderen achtlos beiseite werfen.
Unsere Hütte - die nicht aus der Steinzeit stammt - aber doch schon 100 Jahre auf dem Buckel hat, wird nach und nach hergerichtet. Da Günter Jauch, olle Joop oder Zigarren-Reemtsma nicht in Babelsberg wohnen und wir nicht einen Flügel des ehemaligen Stadtschlosses oder die Garnisionskirche bewohnen, wird sich wohl die Sanierung länger hinziehen, als derjenige der Prachtbauten in Potsdams Innenstadt. Zu allem Überdruß sind wir nicht nur am malochen, um den neudeutschen Konsum zu bereichern und ständig Schnäppchen und Häppchen nachzujagen, sondern pflegen auch Freundschaften, Hobbys und handgemachte Musik. So geschehen seit etlichen Jahren, dass wir zum Freundeskreis der DICKBAND gehören.
Nebenbei fallen auch Forschungen zur Steinzeit an, die in eine Promotion münden. Dabei hat es mir vor allem der Werkstoff Geweih angetan, aus dem Ötzi und seine Urahnen schon aller Dinge fertigten: Äxte, Hacken, Werkzeugfassungen, Schmuckteile und anderes. Doch wo so etwas finden? Da gibt es nur wenige Ausgrabungen, wo man so etwas zutage gefördert hat. Dies und die dem Menschen eigene Reiselust haben mich schon nach Dänemark, Schleswig-Holstein, Mecklenburg samt Vorpommern und Polen geführt und nun könnt Ihr schon das Buch zum Nachlesen ordern... Bei Marc o Polo ging das ja auch nicht so schnell oder? Zumindest führen die Reisen und Studien aus dem überheizten Büro der jetzigen Arbeitsstelle in die weite, nahezu grenzenlose Welt unserer Vorfahren, die sich bei Meinungsverschiedenheiten wenigstens noch kloppen konnten. Der heutige Mensch führt seine Macht eher auf ein starkes Auto und eine Schwadron von Kampfhunden zurück. Was die im praktischen Leben noch beherrschen, zeigt sich bei Stromausfall am PC oder wenn das Handy respektive das Navi kaputt ist: NICHTS!
Da lob ich mir doch die Urgeschichtsforschung und die Archäologie als solides Handwerk und schalte den Rechner an, wann ich es will. So jedenfalls zu Hause. In der Maloche glauben ja die Chefs, dass uns der PC das Leben leichter macht und uns später mal ersetzt. Das sind meistens diejenigen, die nicht acht Stunden vor der Glotze sitzen müssen und Textbausteine hin und her schieben... Archäologische Funde kann man zwar auch per Computerspiel finden, aber reality-Ausgrabungen kann nur der Mensch veranstalten und Spaß macht es auch, wenn man was findet. Zwar nicht immer die Himmelsscheibe von Nebra, aber ab und zu doch einmal ein 3000 Jahre altes Bronzebeil.
Da es noch zahlreiche Gleichgesinnte gibt, die sich haupt- und nebenberuflich diesem Hobby widmen, mischen wir auch noch in einer Archäologischen Gesellschaft und dem KK e.V. mit, was auch den Jungen viel Spaß macht. Das war’s für heute. Wer einen guten Witz kennt, kann sich gerne bei mir melden, ich erzähle dann einen zurück. Hier mal einer aus der Historie: Sagt der König zu den Rittern: Wer den Drachen tötet, der seit Jahren das Land tyrannisiert, bekommt meine Tochter und das Reich dazu.“ Meldet sich ein Ritter: „Mit Verlaub Eure Majestät. Ich habe gestern einen Blick auf eine Tochter erhascht. Könnte ich nicht lieber Eure Tochter töten und den Drachen heiraten?“

In diesem Sinne

StefannetterikundlennartPratsch

 

 

wissenschaftlicher Werdegang

ab 1977 unter der Leitung von Dr. R. Guthjahr (Rathenow) regelmäßige Erforschung von archäologischen Oberflächenfundplätzen

seit 1981 ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger, Teilnahme an Notbergungen und Ausgrabungen

seit 1985 Fachkraft für Ausgrabungen, Museum für Ur- und Frühgeschichte Potsdam; Teilnahme an Ausgrabungen von Fundstellen verschiedener Zeitstellung Inventarisation und Restaurierung von Fundstücken

1987-1989 Externstudium der Ur- und Frühgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin (HUB)

1989-1992 Direktstudium der Ur- und Frühgeschichte an der HUB;      Abschluss der Nebenfächer Geologie und Anthropologie; Diplomarbeit „Die Geweihartefakte des mesolithisch-neolithischen Fundplatzes von Friesack 4, Kr. Havelland“

seit 1992 Mitglied der deutschen AG Mesolithikum

1992-1994 Kreisarchäologe und Sachbearbeiter für Denkmalpflege,   Kreisverwaltung Zossen

seit 1994 Kreisarchäologe und stellvertretender Sachgebietsleiter der Unteren Denkmalschutzbehörde, Kreisverwaltung Teltow-Fläming, Luckenwalde; Verwaltung und Dokumentation eines vielfältigen Bodendenkmalbestandes (ca. 1500 ortsfeste Bodendenkmale) an der Peripherie zur Bundeshauptstadt; Koordination der archäologischen Dokumentationsmaßnahmen in einem Groß-Landkreis von 2100 km²; Führung und Aktualisierung des Bodendenkmalarchivs zur Denkmalliste analog und digital; Ausgrabungen an und in zahlreichen Kirchen mit Publikationen

1994-1995 Mitwirkung (Organisation, Durchführung und Vortrag) am Jahrestreffen der AG Mesolithikum 1995 in Potsdam 

1997-2006 Forschungen zu Herstellungstechniken und der Typologie von Geweihgeräten des Mesolithikums, Anmeldung Promotion "Mesolithische Geweihgeräte im Jungmoränengebiet zwischen Elbe und Neman. Ein Beitrag zur Ökologie und Ökonomie mesolithischer Wildbeuter. Studien zur Archäologie Europas, Bd. 2, 2006.

2004-2007 Vorbereitung und Durchführung der Fachtagung; Mitwirkung an der Publikation "Frühe Kirchen in Brandenburg und Berlin. Archäologie und Bauforschung"

seit 2010 Vorbereitung einer Publikation zu Ausgrabungen und Bauforschung in Kirchen der Landkreise Teltow-Fläming und Potsdam Mittelmark

 

Ausstellungen

1993-1994 Mitarbeit (Konzeption und Aufbau) zur Ausstellung "Archäologische Zeugnisse – Funde und Befunde zwischen Teltowplateau und Baruther Urstromtal" 1994-1995, Museum des Teltow, Wünsdorf

1995 Mitarbeit (Restaurierung und Konzeption) bei einer Ausstellung archäologischer Fundobjekte durch ABM-Kräfte zum Tag der offenen Tür des Arbeitsfördervereins Trebbin am 30.09.1995, Schützenhaus Trebbin

1997 Mitwirkung (Grabungsobjekte und Tafeln) bei der Ausstellung "Denk mal" 28.08. – 5.10 1997, Kreisheimatmuseum Luckenwalde

1998 Mitarbeit (Restaurierung, Konzeption und Aufbau) bei der Sonderausstellung "Funde aus der Klostergasse" 07.02-15.03.1998, Stadtmuseum Jüterbog

1998 Mitarbeit (Konzeption und Aufbau) an der Ausstellung "Ausgrabungen auf der mittelalterlichen Wüstung Dahmsdorf bei Ludwigsfelde" 02.09-7.10.1998, Rathaus Ludwigsfelde

2001 Mitarbeit (Funde und Tafeln) bei der Ausstellung "Karl Hohmann und die frühe Geschichte des Teltow. Archäologische Schätze der ehemaligen Sammlung Mahlow" 03.03. - 02.09.2001, Museum des Teltow, Wünsdorf

2003 Mitarbeit (Konzeption und Aufbau) zur Ausstellung " Blick durch den Bauzaun" 12.09. - 07.11.2003, Kreissparkasse Teltow-Fläming Zossen

2003-2004 Mitwirkung (Vitrine und Tafel zu Kirchengrabungen) bei der Wanderausstellung "Aus Flandern in die Mark. Flämische Siedler im Mittelalter" 25.10.2003 - 15.02.2004, (Kulturland Brandenburg, 2003 Europa) Museum des Teltow, Wünsdorf

2003-2004 Mitarbeit (Lektorat und Aufbau) an der Ausstellung zur 700-Jahr-Feier von Dahlewitz "Die Besiedlung der Feldmark Dahlewitz seit ihren frühen Anfängen in der Steinzeit – nachgewiesen durch archäologische Funde" 11.08. - 22.09.2004, Bürgerhaus Dahlewitz

2012 Mitarbeit (Vitrine und Tafeln) bei der Ausstellung "Urstrom - Kultur- und Naturgeschichte des Baruther Tals",  17.6.- 5.9.2012, Museumsdorf Glashütte

2013 Vitrine mit archäologischen Funde begleitend zur 650-Jahr-Feier von Paplitz